Die Stadt Lübben (Spreewald)/Lubin (Błota) informiert im folgenden Bericht über die geplante Baumaßnahmen im Lübbener Hain. Ziel der Planung ist die Realisierung einer Mobilitätsachse als kürzeste Strecke zwischen dem westwärts gelegenen Bahnhof und dem Stadtzentrum, d. h. die Fuß- und Radwegeverbindung vom Bahnhof kommend über die Friedensstraße, dem Hain und der Breiten Straße zum Marktplatz. Seine zentrale Lage zwischen dem Bahnhof und der Innenstadt sowie den umliegenden Stadtteilen macht ihn zu einem fuß- und radläufig hoch frequentierten Ort. Als eine Art „Drehkreuz“ nimmt er eine zentrale Rolle im Verkehrssystem Lübbens ein. Die im Verlauf der Mobilitätsachse liegenden Wege und insbesondere Straßenquerungen sollen in diesem Sinne umgestaltet bzw. ausgebaut werden. Für bahnreisende Gäste der Stadt soll zudem der Zugang zum Stadtzentrum formuliert werden. Es sollen gestalterische Prinzipien definiert werden, die die Mobilitätsachse trotz unterschiedlicher funktionaler Anforderungen und der abknickend verlaufenden Route als einen zusammenhängend verlaufenden Stadtraum erlebbar machen.
Im vorbereitenden Planungsprozess wurden im Rahmen einer Beteiligung die Bürger*innen im November 2019 zu einer Bürgerversammlung geladen. In diesem Zusammenhang fand ein weiteres digitales Beteiligungsverfahren statt.
▼ 2020
Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Lübben (Spreewald)/Lubin (Błota) hat mit dem Beschluss vom 25.06.2020 (Vorlagen-Nr.: 2020/016) die Vorplanung für den Ausbau der Mobilitätsachse mehrheitlich beschlossen. Die aktuell vorliegende Entwurfsplanung wurde darauf aufbauend bearbeitet, qualifiziert und den örtlichen Bedingungen angepasst. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung wurden den Stadtverordneten vorgestellt und die Argumente abgewogen.
Im Jahr 2020 wurden zwei Petitionen des BUND, Ortsgruppe Lübben/Spreewald eingereicht. Hierin wurden sowohl formelle als auch materielle Kritikpunkte zum Vorhaben formulierten. Die „Petition gegen die Asphaltierung bzw. Pflasterung der Wege im Naturschutzgebiet „Lübbener Hain““ sowie die „Petition für eine echte und möglichst repräsentative Bürgerbeteiligung zur Neugestaltung der Mobilitätsachse durch den Lübbener Hain.“ wurden im Juni 2020 durch die Stadtverordnetenversammlung (Vorlagen-Nr.: 2020/035, 2020/036) abgelehnt. Grund hierfür waren die nicht nachvollziehbaren Hinweise zu den Bedenken des BUND, da alle Sachverhalte und Inhalte zur Thematik Ausbau im Lübbener Hain den Stadtverordneten bekannt waren – dazu zählen auch die Inhalte aus den Bürgerbeteiligungsformaten. So wurde von den Stadtverordneten festgestellt, dass die Vorplanung klar und verständlich ist, alle Meinungen und Auffassungen ausgetauscht wurden und der Öffentlichkeit und den Bürgern ausreichend Gelegenheit gegeben wurde, ihre Auffassungen zu äußern.
▼ 2021
Im Frühling diesen Jahres wurde durch den Ausschuss für Bau, Planung und Umwelt in einer Vor-Ort-Besichtigung sowie in einer Befragung der Abgeordneten der Stadtverordnetenversammlung mehrheitlich als Befestigung im Hain das Material Walzasphalt (Sonderbelag Deucolor) favorisiert. Im Juni 2021 wurde auf Entschluss der Stadtverordnetenversammlung auf das Anlegen von Probeflächen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit verzichtet.
Am 26. Juni 2021 hat die Stadt Lübben (Spreewald)/Lubin (Błota) auf Vorschlag der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald das Landesbüro der anerkannten Naturschutzverbände eingeladen, um die Planungen der Mobilitätsachse vorzustellen. Hierbei wurden mehrere Terminvorschläge unterbreitet. Diesem Termin folgte am 2. Juli 2021 eine Ablehnung durch das Landesbüro mit der Begründung, dass der Wunsch einer wassergebundenen Decke für den Hain weiterhin besteht und der Einbau einer Asphaltdecke keine Zustimmung findet wird.
Es folgte am 6. Juli 2021 ein weiteres Schreiben aus dem Fachbereich Bauen und Stadtplanung mit dem Verweis auf die Untere Naturschutzbehörde (UNB), welche eine positive Einschätzung zum geplanten Bauvorhaben im Hain abgegeben hat. Auch das Biosphärenreservat Spreewald ist nach einem Vor-Ort-Termin und einem gemeinsamen Gespräch mit den UNB positiver Auffassung. Auf das Schreiben gab es vom Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände keine Antwort. In Folge dessen sprach Bürgermeister Lars Kolan am 10. September 2021 eine schriftliche Einladung zur Vor-Ort-Begehung der Mobilitätsachse mit den Mitgliedern des Ausschusses für Bau, Planung und Umwelt der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Lübben (Spreewald) am 15. September 2021 aus. Auch auf diese Einladung folgte eine Absage durch das Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände mit der Forderung nach einer wassergebundenen Deckschicht.
Das Treffen des Ausschusses für Bau, Planung und Umwelt fand am 15. September 2021 mit einer Vorortbegehung im Hain statt. Hier informierte der Fachbereich III sowie die Planungsgemeinschaft NAGLER & DIECK/Degat über den Planungsstand und die Vorteile des Materials Walzasphalt Sonderbelag Deucolor:
- Minimalinvasiver Eingriff beim Hocheinbau
- Keine Beschädigung der Wurzelbereiche durch Hocheinbau
- Charakter/Bild des Hains bleibt gewahrt (Farbauswahl: Sandfarbe)
- Ökologische Falle für Kleintiere weitgehend ausgeschlossen – kein erhitzen und keine Trennung der Ökosysteme
- Dauerhafte, standsichere Fläche - Keine Bildung von Pfützen und keine Frostschäden (Frost-/Tauwechsel)
Die Einbautechnologie wurde an die Gegebenheiten des Naturraumes angepasst:
- keine Verwendung seitlicher Borde als Einfassung
- Einbau erfolgt als Hocheinbau, die dort bereits vorhandene Schotter-Splitt Schicht wird minimal entnommen und ergänzt und mit einem Dachgefälle versehen
- seitlich bedingter Höhenunterschied wird mit Oberboden angeglichen/begrünt
- Der Eingriff in den Boden wird somit weitestgehend minimiert
- Die zur Führung für sehbehinderte Personen notwendigen taktilen Elemente werden in die neue Fläche eingesetzt und farblich markiert
- Anrauen der Oberfläche durch Sandstrahlung - Wasser kann problemlos in den Seitenbereichen versickern
Die Planung gliedert sich in folgende Teilbereiche:
- Teilbereich vom Bahnhofsvorplatz über den sogenannten schwarzen Weg und die Friedensstraße bis zur Einmündung Virchowstraße,
- Teilbereich vom unbefestigten Teil der Friedensstraße bis zur ersten Brücke im Hain
- Teilbereich anschließender Wegeabschnitt im Hain bis zum Anschluss Breiten Straße
Die bereits befestigten Bereiche in der Friedensstraße werden dem technischen Standard entsprechend grundhaft ausgebaut. Die Straße erhält einseitig eine neue Baumreihe. Details können den beiliegenden Plänen entnommen werden.
Im Bereich des sogenannten „Schwarzen Weges“ wird mittig eine Mischverkehrsfläche für Radfahrer und Fußgänger in Walzasphalt (Sonderbelag Deucolor) in einer Breite von 4,50 m angeordnet. Die Baumreihen bleiben beidseitig erhalten, fehlende Bäume werden ersetzt, so dass nach Fertigstellung beidseitig geschlossene Baumreihen entstehen.
Das Material findet sich auch in der Friedensstraße wieder und von dort aus auf den sich anschließenden nördlichen Wegebereichen. Ziel ist eine gut sichtbare, einheitliche Führung für den nicht-motorisierten Verkehr vom Bahnhof bis in die Innenstadt herzustellen.
▼ WIE GEHT ES WEITER
Die Entwurfsplanung wird durch das Planungsbüro im Sitzungsmonat Oktober zum Beschluss vorgelegt. In der Stadtverordnetenversammlung am 28. Oktober 2021 wird empfohlen, die vorliegende Leistungsphase 3 zu beschließen. Die weiterführende Planung wird im Anschluss freigegeben, um das Genehmigungsverfahren durch den Straßenbaulastträger einzuleiten. In diesem Verfahren sind die Träger öffentlicher Belange (TÖB) zu beteiligen, dazu zählen auch die anerkannten Naturschutzverbände. Die Wertung und die Abwägung aller eingehenden Stellungnahmen erfolgt in kommunaler Verantwortung. Die Einlegung von Rechtsmitteln kann nicht ausgeschlossen werden.