Herrenhaus Neuhaus
Lübben hat mit seinem Herrenhaus „Neuhaus“ einen Musenhof, der die Zeitläufte überdauert hat. Einst lud dort der Schriftsteller Freiherr Ernst von Houwald (1778-1845) seine Zeitgenossen zum Tee, zu künstlerischer Betätigung und um die Themen der Zeit zu besprechen. Bettina und Achim von Arnim, Adelbert von Chamisso, Friedrich de la Motte Fouqué, Franz Grillparzer und die Gebrüder Christian Jakob und Karl Wilhelm Salice-Contessa waren zu dieser Zeit zu Gast.
Auch heute noch ist dieses Haus mit seinem weitläufigen Garten ein Haus der Künste, der Begegnung, des Austausches. Musikschüler gehen ein und aus, und es wird dort gefeiert, getagt, geredet, musiziert und vorgelesen. Mit seinen gerademal 80 Plätzen ist der Salon im Neuhaus ebenso intim wie inspirierend.
Ein Konzept für eine nachhaltige Etablierung des Neuhauses als Ankerpunkt für die Stadtgesellschaft mit Kultur- und Bildungsangeboten sowie starken partizipatorischen Ansätzen wird derzeit erarbeitet. Das Neuhaus soll, anknüpfend an seine reiche Geschichte, ein Ort der Muse, des gesellschaftlichen Miteinanders und des kulturellen Austausches bleiben. Es soll als Offenes Haus für Kreativität und – ganz im Houwaldschen Sinne – als Salon zum Debattieren und Denken entwickelt werden und dabei alle Generationen ebenso wie Einheimische und Gäste der Stadt sowie möglichst viele Sparten von Kunst, Kultur und Kreativität miteinander verbinden.
Zur Geschichte des Herrenhauses Neuhaus
Die Geschichte des architektonisch reizvollen Bauwerkes begann 1755. Nachdem das Grundstück zwei Mal den Besitzer wechselte gelangte es in die Hände des Landesdeputierten und Landesgerichtsassessors Kurt Friedrich Wilhelm Leopold von Loeben, der auch der Bauherr des jetzigen Neuhauses war.
Das Herrenhaus entstand 1802, anstelle eines alten Wohnhauses, im klassizistischen Biedermeierstil. Herr von Loeben behielt das Haus zehn Jahre. Das schlossartige Gebäude auf hohem Sockelgeschoss wird an der Vorderseite durch einen Mittelrisalit mit Giebel gegliedert. Die Gartenseite des Gebäudes wird durch einen ursprünglich offenen zentralen Portikus akzentuiert. Im Inneren befindet sich ein oktogonaler, zentraler Kuppelsaal. Unter von Loeben, Meister einer Freimaurerloge, wurde vermutlich auch der Garten neu angelegt.
Das Anwesen gelangte über den Landesältesten des Lübbener Kreises Johann Heinrich Ernst von Schönefeld und den Bankier Robert Loebenstein aus Lübben 1822 für 9.000 Taler in den Besitz des zu damaligen Zeiten bekanntesten Lübbeners, des Landessyndikus' und Dichters Christoph Ernst von Houwald.
Er zählte in seiner Zeit zu den bedeutendsten spätromantischen Lyrikern, Dichtern, Erzählern und Dramatikern, dessen Werke auch bei Goethe Beachtung fanden. Das Neuhaus blieb einige Zeit im Familienbesitz und wurde 1945 zu einer Unterkunft für Flüchtlinge bzw. für Lübbener, die ihr Heim verloren hatten. Fünfzehn Jahre danach wurde es zur Steinkirchener Schule umgebaut. Nachdem es in den 80er Jahren nahezu dem Verfall preisgegeben wurde, wurden ab 1990 die ersten Sicherungsmaßnahmen durchgeführt.
Ein Jahr später begannen die Bauarbeiten, die Grundmauern wurden trockengelegt und renoviert und der gesamte Dachstuhl erneuert. 1994 konnte der nichthistorische Teil, der südliche Flügel, an die Musikschule übergeben werden. Mit der Errichtung eines Nebengebäudes mit zwei Garagen und der völligen Sanierung des Umlandes konnte die Wiederherstellung des Herrenhauses abgeschlossen werden.
Auch der Garten wurde wieder so angelegt, wie er im 19. Jahrhundert ausgesehen haben dürfte. Die beiden Eiben vor dem Gebäude, die alten Platanen und die Fliederhecken stammen höchstwahrscheinlich aus der Zeit der Errichtung, sind demnach also etwa 200 Jahre alt.
Unter reger Anteilnahme des Sohnes von Albrecht von Houwald, Herrn Dr. Götz Freiherr von Houwald, wurde das sanierte Gebäude am 20.12.1996 neu eingeweiht. Seit dem wird es als Ort für Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen genutzt. Die Kreismusikschule des Landkreises Dahme-Spreewald hat hier Unterrichtsräume.
Lesereihe „Póchad: Łužyca – Herkunft: Lausitz“
Mit der Lesereihe „Póchad: Łužyca – Herkunft: Lausitz“ startet ein neues Projekt im Herrenhaus Neuhaus. Es kommt damit seinen Ursprüngen ein Stück näher: nämlich ein Ort der Muse, des gesellschaftlichen Miteinanders und des kulturellen Austausches zu sein. Es soll als Offenes Haus für Kreativität und – ganz im Sinne der ehemaligen Hausherren derer von Houwald – als Salon zum Debattieren und Denken entwickelt werden und dabei alle Generationen ebenso wie Einheimische und Gäste der Stadt sowie möglichst viele Sparten von Kunst, Kultur und Kreativität miteinander verbinden.
Das Thema Herkunft ist für die Lausitz seit jeher von großer Bedeutung. Im Drei-Länder-Eck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien gelegen und durch dessen Mehrsprachigkeit (Polnisch, Tschechisch, Deutsch sowie Sorbisch/Wendisch) geprägt, war die Region über Jahrhunderte in Europa ein Zwischenland in wechselnden politischen Abhängigkeiten.
Wie definieren Menschen in so einem Raum den Begriff „Herkunft“? Sind sie Lausitzer? Brandenburger? Sachsen? Sorben? Wenden? Deutsche? Europäer? Was verbindet sie, was trennt sie? Welche Grenzerfahrungen prägen die Lausitz? Welche Grenzen überschreiten die Menschen anderswo?
Bei der Beantwortung solcher Fragen ist es nicht nur hilfreich, in das Innerste dieser Region zu horchen, sondern Grenzerfahrungen von anderen Orten dieser Welt kennenzulernen, nachzuempfinden und zu diskutieren. Für vier Lesungen im Herbst 2020 wurden Autoren eingeladen, die für die Lausitz im Besonderen und für andere Regionen im Allgemeinen stehen. Sie lesen Texte, die sowohl räumliche, zeitliche als auch persönliche Grenzüberschreitungen und kulturelle Vielfalt thematisieren. Es moderiert der Kultur- und Osteuropa-Journalist Mirko Schwanitz.
4. September, 19 Uhr: Róža Domašcyna (Bautzen)
Lesung aus ihren Lyrikbänden,
u.a. „stimmen aus der unterbühne“Die sorbische Dichterin Róža Domašcyna ist eine Wandlerin zwischen den Sprachwelten - dem Sorbischen und dem Deutschen. Genauer gesagt dem Obersorbischen und dem Deutschen. Denn Deutschlands größte Minderheit, die Sorben in der Lausitz, sprechen zwei sich stark voneinander unterscheidende Sprachen: Das Obersorbische ist dem Tschechischen verwandt, das Niedersorbische eher dem Polnischen.
Róža Domašcyna wäre die ideale Bewohnerin des poetischen Zwischenraums der Zweisprachigkeit. Seit fast vier Jahrzehnten pendelt sie schreibend zwischen Mutter- und Vatersprache. Mehr als 15 Gedichtbände sowohl in Deutsch als auch in Obersorbisch hat sie veröffentlicht. Längst zählt sie zu den wichtigen Lyrikerinnen Deutschlands und ist doch vielen noch immer eine Unbekannte. Elf Literaturpreise hat sie bisher erhalten, darunter den Anna-Seghers-Preis und 2018 den Sächsischen Staatspreis für Kultur.
"Anbieten und Einfordern" - das Sorbische muss eine Selbstverständlichkeit werden
Bericht von der Lesung am 4. September 2020
Sie gehört zu den wichtigsten Lyrikerinnen der Gegenwart in Deutschland: Die sorbisch-deutsche Dichterin Róža Domašcyna aus Bautzen hat am 4. September die Lesereihe „Póchad: Łužyca – Herkunft: Lausitz“ im Lübbener Neuhaus eröffnet.
Die „Wandlerin zwischen den Sprachen“ brachte ihrem Publikum nahe, welch bunten Schatz aus Worten und Wortspielen Mehrsprachigkeit bereithält und was sie uns über unsere Herkunft und unsere Geschichte sagt. Als Moderator gab Mirko Schwanitz zahlreiche Stichworte aus Róža Domašcynas Biografie, die sie zu unterhaltsamen, ja humorvollen Erzählungen samt passenden Versen veranlassten.
Wie ausdifferenziert die sorbische Sprache ist, skizzierte die Dichterin anhand von Anekdoten aus ihrer Kindheit. Sorbisch habe nicht nur die beiden Ausprägungen Niedersorbisch (eher dem Polnischen ähnlich) und Obersorbisch (eher dem Tschechischen ähnlich), sondern auch innerhalb der beiden Gruppen verschiedene Ausprägungen. Während ihre Oma Mittelsorbisch sprach, lernte Róža Domašcyna ihre ersten deutschen Wörter in Oberlausitzer Mundart. Als sie damit zur Schule kam, stellten die Lehrer fest, wie „liderlich“ sie spreche. Dort lernte sie dann Obersorbisch, später Hochdeutsch und somit sprach sie bereits als Schülerin vier Sprachen.
Ihr Berufswunsch Schriftstellerin erfüllte sich zunächst nicht. Auch aus der Lehre als Buchhändlerin wurde nichts, weil ihre potenziellen Arbeitgeber die von ihr benannten sorbischen Schriftsteller nicht kannten und mithin das sorbische Kulturgut nicht für relevant hielten. Schließlich begann Róža Domašcyna ein Bergbau-Geologie-Studium, was wegen des Braunkohle-Abbaus in ihrer Lausitzer Heimat auch irgendwie eng mit ihrer Herkunft verbunden war. Gleichzeitig half sie im Domowina-Verlag aus und betreute die Kinderzeitschrift Płonje.
Und sie schrieb. „Oft waren es ein Bild, ein Klang oder eine andere Inspiration, die sich in Worte transformierten“, erzählt sie über ihre ersten Gedichte und Geschichten. Immer mit dabei waren die Inspirationen aus ihrer sorbischen Kindheit. Die Großmutter erzählte zahlreiche Legenden (das Wort für Märchen im Sorbischen lässt sich eher mit Legenden übersetzen), deren Ende sie gern veränderte. Solche Geschichten schrieb die Autorin im Buch „Hase im Ärmel“ nieder.
„Dieser Märchenschatz lebt auch heute noch“, sagt sie. „Aber die Deutschen kennen diesen Schatz nicht.“ Sorbisch-deutsche Sprachvergleiche und Wortspielereien drängen sich bei dieser Biografie geradezu auf und sie fanden Eingang in zahlreiche Werke – etwa wenn sie den Klang der Wörter für Sünde und Glück – hrěch und zbožo – miteinander vergleicht.
Beruflich war sie in der Welt des Braunkohletagebaus unterwegs und im Kraftwerk Knappenrode in der Materialbeschaffung eingesetzt. „Ich habe viele Dörfer gesehen – kurz vor der Abbaggerung, halb kaputt. Irgendwann kam das Gefühl: Was machst Du hier eigentlich?“, erzählt die Dichterin. Damals habe sie Tagebuch geschrieben, sie war im Sorben-Aktiv, wo sie sich mit anderen Sorben in ihrer Muttersprache aussprechen konnte. 1985 schließlich bewarb sie sich am Leipziger Literaturinstitut und hatte dafür ihre eigenen sorbischen Gedichte ins Deutsche übersetzt. Doch dieser Wechsel ins Deutsche fiel ihr schwer – „dort gibt es ganz andere Sprachbilder“.1990 erschien ihr erster Gedichtband mit sorbischen Gedichten – diesen Traum hatte sie also nie aufgegeben. Ein Thema taucht in ihren Werken immer wieder auf: die Zerstörung der Landschaft durch den Braunkohleabbau. „Diese geht mit einer Zerstörung der sorbischen Sprache einher“, stellt Róža Domašcyna fest. Der Staat habe die Rechte der Minderheit schützen wollen, aber ihre Dörfer weggebaggert. „Was macht das mit den Menschen“ – dieser Frage habe sie immer beschäftigt.
140 zweisprachige Dörfer wurden abgebaggert. Diese Zahl veranlasste Mirko Schwanitz als Moderator zu fragen, ob eine Renaissance der sorbischen Sprache noch möglich oder der Punkt des „No Return“ erreicht sei. „Ich ziehe den Hut vor allen Menschen, gerade auch in der Niederlausitz, die die Sprache wieder aktivieren wollen“, antwortete Róža Domašcyna. Das sei eine sehr mühselige Aufgabe. Ihre Enkelin habe gefragt, warum in den Zügen in der Grenzregion Lausitz tschechisch und polnisch zu hören sei, aber kein Sorbisch.Immerhin gebe es in Hoyerswerda im Nahverkehr eine Ansage der Haltestellen auf Sorbisch. Es gibt die Witaj-Projekte in Kitas, es gibt junge Sorben, die Sorbisch selbst wie eine Fremdsprache erlernen, damit ihre Kinder sie wenigstens als eine Art Muttersprache aufsaugen können. Die Pflege des Sorbischen, sagt die Dichterin, müsse über die Pflege von Bräuchen zu touristischen Zwecken hinausgehen. Sorbische Autoren müssten Pflichtlektüre in den Schulen sein. „Ich freue mich zum Beispiel auch über die zweisprachige Beschriftung hier am Lübbener Rathaus – radnica“, erzählt sie. „Wir müssen den Umgang mit der Sprache einfordern und anbieten – damit das Sorbische eine Selbstverständlichkeit wird.“
A B G E S A G T !
30. Oktober, 19 Uhr: Michal Hvorecky (Bratislava)
„Troll“. Osteuropa in naher Zukunft.Ein Heer aus Trollen beherrscht das Internet, kommentiert und hetzt. Zwei Freunde entwickeln immer stärkere Zweifel und beschließen, das System von innen heraus zu stören. Dabei geraten sie selbst in die Unkontrollierbarkeit der Netzwelt – und an die Grenzen ihres gegenseitigen Vertrauens. Ein wütender, frecher Text in einer rasanten, wendigen, niemals langweilig werdenden Sprache.
Michal Hvroecky, 1978 geboren, zählt sich selbst zur Generation der Kinder von Gustav Husak. In seiner Kindheit wusste er nicht wirklich, was Konsum bedeutet und verband diesen Begriff mit Ruhla-Armbanduhren aus der DDR, dem Quelle-Katalog und Jeans, die nirgends zu bekommen waren. 1990 stand der das erste Mal in Wien, da waren 15 tschechische Kronen gerade noch 1 Schilling wert.
Vielleicht kann man sagen, dass Michal Hvoreckys Bücher von der Popkultur inspiriert sind oder sich an deren Gattungen orientieren. Stilistisch bedient er sich frech und frei bei TV-Serien, Horrorgeschichten, Fantasy, auch beim sog. Cyberpunk. Doch sind diese für ihn immer nur Vehikel, um sich mit größeren Fragen unsere Zeit, etwa den Auswüchsen unserer Konsumgesellschaft und ihren Rückwirkungen auf die menschliche Psyche, zu beschäftigen. Immer erzählt er spannend und verwendet dabei augenzwinkernd charakteristische Symbole, Methoden und Formen der Massenkultur, die er gleichzeitig parodiert.
A B G E S A G T!
20. November, 19 Uhr: Igal Avidan (Israel/Berlin)
„Mod Helmy“. Wie ein arabischer Arzt in Berlin
Juden vor der Gestapo retteteAvidan recherchierte in Berlin die Geschichte eines „arabischstämmigen Oskar Schindler“. Mohamed Helmy, der damals in Berlin praktizierte, wurde von den Nationalsozialisten als „Nichtarier“ diskriminiert und als Ägypter inhaftiert. Trotzdem half er jahrelang einer jüdischen Familie, sich vor der Gestapo zu verstecken. Mitten in Berlin gelang es ihm mit Hilfe von Hitlers Intimfreund, dem Mufti von Jerusalem, eine Jüdin als Muslima in Sicherheit zu bringen. Igal Avidan fand Helmys ehemalige Patienten, besuchte seine Verstecke und zeichnet seine einzigartige Geschichte nach...
Igal Avidan, 1962 in Holon geboren, hat in Israel Englische Literatur und Informatik und dann in Berlin Politikwissenschaft studiert. Seit 1990 arbeitet der Nahostexperte als freier Berichterstatter aus Berlin für israelische und deutsche Zeitungen und Hörfunksender. Vor „Mod Helmy“ veröffentlichte er „Israel: Ein Staat sucht sich selbst“. In diesem Buch erzählt er die Geschichten von 80 Menschen aus Israel.
A B G E S A G T !
4. Dezember, 19 Uhr: Robert Prosser (Alpbach/Tirol)
„Gemma Habibi“. Ein fulminantes Portät der Jetztzeit.In Syrien wütet Krieg, Flüchtlinge erreichen Europa. Die Gesellschaft gerät in Aufruhr, während der junge Lorenz für eine Meisterschaft trainiert. Er will siegen, frei sein und reist dafür bis nach Westafrika. Sein Freund, der nach Wien geflohene Zain, träumt von einem Schlag, der ihn als Boxer unsterblich macht. Zwischen den beiden steht die Fotografin Elena. Mit ihrer Kamera hält sie die unruhige Gegenwart fest. Und den finalen Kampf. Kurdistan, Wien, Ghana: Drei Welten, drei Leben, drei Runden im Boxring.
Wie schon in seinem Erfolgsdebüt „Phantome“ ist Robert Prosser ein atemlos machender, dichter, intensiver Roman über Obsession und Freundschaft, Engagement und Aufbruch gelungen. Nicht umsonst gilt der Österreicher Robert Prosser als einer wortgewaltigsten Schriftsteller seiner Generation.
Robert Prosser, geboren 1983 in Alpbach/ Tirol, lebt dort und in Wien. Aufenthalte in Asien, in der arabischen Welt, in England. Autor, Performancekünstler, Kurator. Bei Ullstein sind die Romane Phantome (2017) und Gemma Habibi (2019) erschienen. Er erhielt einige Auszeichnungen, u.a. Longlist Deutscher Buchpreis 2017. www.robertprosser.at
Die Lesereihe wurde gefördert im Rahmen von „Und seitab liegt die Stadt“ – einem Projekt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (Förderprogramm „Kultur in ländlichen Räumen“) und des Literarischen Colloquiums Berlin sowie vom Landkreis Dahme-Spreewald.
Workshop und Bürgerbeteiligung für ein neues Neuhaus-Konzept
Wie weiter mit dem Lübbener Neuhaus – diese Frage stand am 23. November 2019 in den Räumen des Herrenhauses in Lübben- Steinkirchen zur Debatte. Die Stadtverwaltung hatte zu einem Tag des offenen Neuhauses mit Workshops zur Beteiligung von Bürgern, Interessierten und Multiplikatoren eingeladen. Die anheimelnde Wirkung des Hauses und seines Gartens – in den letzten Tagen des Goldenen Herbstes, hatte es wohl allen Gästen (wieder einmal) angetan. Bei Kaffee und Gebäck kamen sie in drei Arbeitsgruppen schnell miteinander ins Gespräch.
Bei der Gruppe „Inhalte/Zielgruppen“, geleitet von Ines Mularczyk und Anja Rasch vom zuständigen Fachbereich IV des Rathauses (Hauptamt), wurde in breiter Fächer an möglichen Nutzungen aufgemacht. Lesungen, Konzerte, Workshops, Debatten und Talk-Runden, kleinere Sportgruppen, große Veranstaltungen vor allem mit Einbeziehung des Gartens, Räume für Jugendliche, kreative Angebote, Residenzprogramme für Künstler und Autoren – all das können sich die Lübbener in ihrem Neuhaus gut vorstellen.
Es sollte die Familie von Houwald und ihr Wirken in Lübben thematisiert werden ebenso wie Paul Gerhardt als bekanntester Kirchenlieddichter, der in Lübben seine letzten Jahre verbracht hat. Über allem schwebte die Grundidee, das Haus als offenen Ort für möglichst viele Menschen zu gestalten. Schnell wurden sich die Diskutanten einig, dass es dafür einen Kümmerer brauche, der sich hauptamtlich um das Neuhaus kümmere, Veranstaltungen konzipiere, Veranstalter und Fördermittel akquiriere und bei allem im ständigen Austausch mit Zielgruppen, Nutzern, Finanziers und Trägern sei.
Die Gruppe Finanzen/Förderer kam nicht umhin, sich ebenfalls mit Inhalten zu beschäftigen, denn diese müssten auf passende Förderprogramme zugeschnitten werden. Aber auch die Vermietung von Räumen für Seminare, Fortbildungen, Co-Working u. Ä. sollte als Finanzierungsquelle betrachtet werden. Auch die Finanzierung über verschiedene Modelle wie Stiftungen, Vereine muss eingehend analysiert werden.
Auch die Gruppe Marketing/Vernetzung diskutierte zuerst die Inhalte, da klar sein müsse, was man am Ende vermarkten wolle. Unabhängig von den Inhalten müsse sich das Neuhaus zu einer erkennbaren, sympathischen und authentischen Marke entwickeln. Dieser Weg müsse durch ein wirkungsvolles Marketing und eine starke Vernetzung mit Multiplikatoren und andere Einrichtungen begleitet werden. Dabei stehe die Entwicklung eines Konzepts im Vordergrund und nicht das mögliche Ergebnis eines Prozesses.
Letztlich sei die Entwicklung so eines Konzeptes auch ein wichtiges Signal zum Stellenwert von Kultur und Austausch nach innen in die Stadtgesellschaft. Die Verwaltung will nun die Ergebnisse zusammenfassen und im Hinblick auf eine Konzepterstellung miteinander abwägen: Was macht Sinn? Welche Ideen passen gut zusammen, was widerspricht einander? Anschließend soll die Bürgerschaft erneut beteiligt werden. Der Tag klang bei Käsesuppe, an Feuerschalen und mit Musik eines Bläserquartetts im Kuppelsaal des Hauses im wahrsten Wortsinne aus.
Die nun folgende Phase der Konzepterstellung für einen Neustart des Neuhauses soll nicht nur durch eine Bürgerbeteiligung in Workshop-Form begleitet werden, sondern durch kleine Veranstaltungsreihen. Diese sollen zum einen zeigen, dass das Neuhaus auch heute schon ein Ort der Muse ist, zum anderen sollen sie den Prozess der Konzepterstellung aktiv begleiten, indem sie Menschen miteinander ins Gespräch bringen.