Lübbens Ortsteile
Sechs Dörfer gehören zur Stadt Lübben (Spreewald)/Lubin (Błota). Weil sie zu unterschiedlichen Zeiten eingemeindet wurden, werden sie von Ortsbeiräten (zwei bis drei Personen) bzw. einzelnen Ortsvorstehern bei der Stadt vertreten. Der älteste Lübbener Ortsteil ist Steinkirchen, das sich seinen dörflichen Charakter erhalten hat und dennoch als eng angebundener Stadtteil wahrgenommen wird. 1974 kamen Treppendorf und Neuendorf hinzu. Die drei Dörfer haben je einen Ortsvorsteher an ihrer Spitze.
Im Dezember 1993 wurden die Gemeinden Radensdorf, Hartmannsdorf und Lubolz in die Kreisstadt Lübben eingegliedert. Deshalb stieg damals die Einwohnerzahl Lübbens von rund 13 200 auf etwa 15 300 an und auch die Fläche der Stadt wuchs um über 4 500 Hektar. Die drei Orte werden von Ortsbeiräten vertreten.
Steinkirchen / Kamjena
Mit knapp 1.400 Einwohnern ist Steinkirchen der zahlenmäßig größte Stadtteil von Lübben. Trotz seiner Größe und unmittelbaren Nähe zur Stadt hat er sich seinen dörflichen Charakter bewahrt. Zudem grenzt er direkt an die idyllische Spreewaldlandschaft. Steinkirchen, das 1396 erstmals als Steynkirche erwähnt wird, bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten.
Die Pankratiuskirche wurde um 1240 südlich der Burg Lübben errichtet. Sie ist eine der ältesten Kirchen aus Stein der Niederlausitz. Der Bauweise aus Stein verdankt der Ort seinen Namen. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Kirche um zwei Achsen nach Osten verlängert. Ihren Namen erhielt sie im Jahr 1500 bei der Weihung zur „ecclesia St. Pancratie“ – zu Ehren des 304 verstorbenen Märtyrers Pankratius. Eine Holzkopie der einstigen Pankratiusfigur steht im Altarraum der Kirche.
Das Herrenhaus Neuhaus, wurde im klassizistischen Biedermeierstil errichtet. Dort lebte Christoph Ernst Freiherr von Houwald (1778-1845) vom Jahr 1821 bis zu seinem Tode. Er gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die in Lübben wirkten, war Landesdeputierter der Niederlausitzer Stände und ein bekannter Dichter.
Der Burglehn ist ein 150 mal 140 Meter große Burgwall, der vermutlich in der altslawischen Zeit (7. - 9. Jahrhundert) errichtet wurde. Seit 1887 befindet sich auf dem Burglehn eine Gaststätte.
Das Bild des Ortes wird jedoch nicht nur von historischen Bauwerken bestimmt. Auch die Schule am Neuhaus, eine Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Lernen, die Jugendherberge mit 20.000 Übernachtungen im Jahr, der Spreewald-Campingplatz und die Freiwillige Feuerwehr prägen den Charakter des Stadtteils, ebenso wie Handwerk und Gewerbe. Erholen kann man sich im Sommer an der Naturbadestelle, die ein wenig außerhalb der bebauten Ortschaft liegt.
Besonders liebevoll pflegen die Steinkirchener die sorbische/wendische Tradition des Zamperns. Akkurat getrennt nach „Bauern“ und „Jugend“ gehen die Dorfbewohner zu Beginn jedes Jahres von Haus zu Haus, um Eier und Speck sowie möglichst viel Geld für die Musik des darauf folgenden Eierkuchenballs zu sammeln. Der fröhliche Marsch durch das Dorf wird von Musik, Tanz, vielen Scherzen und einigen Gläschen Schnaps begleitet. Auch der Spinteball, zu dem die Frauen des Dorfes in Tracht ziehen, das Dorffest und das Osterfeuer gehören zu den Höhepunkten im Ort.
Neuendorf / Nowa Wjas
Neuendorf ist mit 5,9 Quadratkilometern und rund 160 Einwohnern der kleinste Stadtteil der Kreisstadt. Er wurde 1473 erstmals erwähnt. Bis ins 19. Jahrhundert war es ein rein sorbisches/wendisches Dorf, das zum Wilhelmiter-Kloster gehörte. Dieses Kloster, das 1497 auf dem heutigen sogenannten Frauenberg gegründet wurde, und damit Neuendorf wechselten oft den Besitzer.
Nach alten Überlieferungen wurden in Neuendorf einst Korn, Weizen, Gerste, Hafer, Heidekorn, Lein und Erdäpfel angebaut. Wegen des Anbaus von Getreide ist auch eine Windmühle auf dem heutigen Mühlberg errichtet worden. Die erste urkundliche Erwähnung dieser Windmühle stammt aus dem Jahre 1818, nach alten Unterlagen soll sie 1841 abgebrannt sein.
1870 brannte fast das ganze Dorf, einschließlich des Rittergutes ab, das neben dem Gasthof immer Mittelpunkt des Dorfes war. Die Zerstörungen waren so groß, dass dessen Bewirtschaftung zu großen Teilen eingestellt wurde und man sich nur noch auf die Waldbewirtschaftung beschränkte. Der Gutbesitzer namens Paschke, der 1923 verstarb, schenkte der Gemeinde ein Stück Land, das – so wird erzählt – mit Sand aufgefüllt wurde und auf dem man den Friedhof angelegte, denn bis Anfang des vorigen Jahrhunderts hatte Neundorf keinen eigenen Friedhof, weil der Sumpf und die Nässe keine Bestattungen zuließen und die Toten in Lübben bestattet werden mussten.
Geschichtsträchtig ist auch der erwähnte Gasthof und Pferdeausspann. Er soll Überlieferungen zufolge seit etwa 1700 bestehen. Die ehemalige Pferdeumspannstation wurde 1997 als Landgasthaus und Pension rekonstruiert. In der jüngsten Vergangenheit haben sich die Bewohner verstärkt der Betreuung von Feriengästen verschrieben. Der kleine Ort ist aber auch durch das Gewerbegebiet bekannt, das auf der gegenüberliegenden Seite des Ortes, ebenfalls an der B 87 liegt.
Neuendorf hat in der jüngsten Vergangenheit u.a. auch durch seine Kidsfeuerwehr von sich Reden gemacht. Kinder ab vier Jahren erwerben dort unter der Anleitung von Steffi Wille-Sonk und Maren Hoffmann Grundkenntnisse als Feuerwehrmann oder –frau. Alle 14 Tage kommen die Kaden und Terpt zusammen, erwerben Brandschutz- und Verkehrssicherheitskenntnisse, basteln für die Rentner, feiern gemeinsam Halloween oder unterstützen das Dorffest. „Damit hält man das ganze Dorf zusammen“, sagt Steffi Wille-Sonk. „Die Kinder sollen ein Gefühl fürs Ehrenamt entwickeln und etwas Positives für die Gemeinschaft tun, ohne dass sie dafür etwas zurückbekommen“, beschreibt sie das Ziel der Kids-Feuerwehr.
Treppendorf / Rańchow
Der 7,7 Quadratkilometer große Ort Treppendorf zählt knapp 400 Einwohner. Der Name der Ortes geht vermutlich auf Trappen zurück. Die Kranichvögel soll es in der Umgebung in größerer Zahl gegeben haben. Später wurde aus dem „Trappendorf“ Treppendorf. Es ist ein wachsender Stadtteil mit vielen Einfamilienhäusern und einem neuen Kindergarten sowie einem öffentlichen Spielplatz.
Dorffest, Zampern und Osterfeuer sind die die Höhepunkte in Treppendorf, bei denen sich Alt und Jung treffen. Zu einem ganz außergewöhnlichen Highlight hat sich das Neujahrsbaden an der Berstebrücke entwickelt, das 2010 erstmals vom Heimat- und Traditionsverein Treppendorf organisiert wurde.
Eine zentrale Rolle im Leben der Treppendorfer spielt ihre Feuerwehr, die sich besonders rührig um den Feuerwehrnachwuchs kümmert. Vom großen Interesse der Touristen am Spreewald profitieren auch die Pensionen, das Hotel und die Gaststätte, die in Treppendorf ansässig sind.
Übrigens kann sich Treppendorf auch als Geburtsort eines bekannten Malers rühmen. Hans Thuar wurde am 29.10.1887 hier geboren. Allerdings siedelten seine seine Eltern wenige Jahre später nach Köln, wo Hans Thuar seine Laufbahn als bedeutender Maler des rheinischen Expressionismus begann.Hartmannsdorf / Hartmanojce
Rund 530 Einwohner zählt der 9, 4 Quadratkilometer große Stadtteil Hartmannsdorf. An der Spree gelegen ist der Ort von Lübben aus das Eingangstor zum Unterspreewald. Kahnfahrer, Radfahrer und Wanderer können in der Umgebung von Hartmannsdorf seltene Tier- und Vogelarten entdecken, wie den Schwarzstorch, den Eisvogel oder den Biber.
Viele Familien wählten in den vergangenen Jahrzehnten Hartmannsdorf als Ort für die Errichtung ihres Eigenheimes, und so wuchs das Dorf im Süden rasant. Im alten Dorf wurden Straße und Gehweg wurden erneuert, der Dorfanger umgestaltet, das Gebäude der Feuerwehr saniert und durch den Umbau eines alten Gebäudes ein Dorfgemeinschaftshaus geschaffen. Dort hat unter anderem der Jugendklub sein Domizil, ein Sportplatz ist nebenan.
Bekannt ist der Stadtteil auch als Geburtsort der einstigen DDR-Kunstturnerin Karin Janz, die am 17. Februar 1952 dort geboren wurde. Karin Janz ist mit insgesamt 17 Medaillen die erfolgreichste Turnerin der deutschen Sportgeschichte. So war sie zweifache Olympiasiegerin bei den Olympischen Spielen 1972 (Pferdsprung und Stufenbarren), Weltmeisterin 1970 (Stufenbarren) und vierfache Europameisterin.
Den Namen des Ortsteiles trägt auch das benachbarte Wehr an der Hauptspree in sich: das Hartmannsdorfer Wehr (Fotos). Hier führen wichtige Rad- und Wanderwege entlang. Die Stadt Lübben hatte sich im Zuge des Neubaus dafür eingesetzt, dass der Übergang erhalten bleibt.
Lubolz / Lubolce
Mit rund 750 Einwohnern und einer Fläche von über 25 Quadratkilometern ist Lubolz der zweitgrößte Stadtteil von Lübben. Die erste urkundliche Erwähnung von Groß Lubolz / Wjelike Lubolce stammt von 1345 ( der Zusatz „Groß“ kam erst 1421 dazu), Klein Lubolz / Małe Lubolce wurde im Jahr 1400 erstmals erwähnt („Klein“ erst ab 1427).
In Lubolz gibt es vieles doppelt. Dies rührt daher, dass früher Klein Lubolz zum Kreis Lübben und Groß Lubolz zum Kreis Luckau gehörte. Der so genannte Kabelgraben war die Grenze, die vor langer Zeit auch Klein Lubolz zu Preußen und Groß Lubolz zu Sachsen gehören ließ. So gibt es zwei Friedhöfe und zwei Denkmäler für die Opfer beider Weltkriege. Die 300 Jahre alte Dorfkirche entstand in den Jahren 1692 bis 1694 als Fachwerkbau. Bemerkenswert ist die auf das Jahr 1694 datierte, rundbogige Tür mit handgeschmiedetem Aufsatzschloss.
Zum Mittelpunkt des dörflichen Lebens hat sich das 2007 eingeweihte Dorfgemeinschaftshaus entwickelt - als Domizil für die Feuerwehr, den Ortsbeirat, den Jugendklub und für Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft. Das Osterfeuer, das Dorf - und Sportfest, der Oma-Opa-Tag und der Weihnachtsmarkt gehören zu den jährlichen Höhepunkten. Auch die Kinder und Jugendlichen der "Schule der Lebensfreude" und des Naturkindergartens (Foto) werden in das kulturelle Leben des Ortes einbezogen.
Das neu entstandene Wohnviertel ist eine Verbindung zwischen den beiden ehemaligen Orten. Das Vorhandensein des Naturkindergartens sowie die gute Verkehrsanbindung des Dorfes machen es als Wohnort attraktiv.
Radensdorf / Radom
Östlich der Stadt Lübben, eingebettet in Felder und Wiesen, erstreckt sich über rund 11 Quadratkilometer der Stadtteil Radensdorf. Rund 500 Einwohner zählt das Dorf, das als sorbische/wendische Siedlung im 13. Jahrhundert entstand. 1425 wurde der Ort erstmals im Zusammenhang mit einem Heinrich von Radamstdorff im Urkundenbuch der Stadt Lübben erwähnt, 1552 dann als Radenstorff bezeichnet.
Nach der Eingliederung in die Stadt Lübben im Jahre 1993 entstand ein Wohngebiet mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Das Gemeindezentrum, einschließlich eines Feuerwehrgerätehauses, hat sich zum Mittelpunkt des Ortes entwickelt. Dort befindet sich auch der Jugendclub, und der neue Spielplatz wird auch von Urlauber-Familien gern genutzt.
Wer nach Radensdorf fährt, sollte einen Blick auf die beiden Mühlsteine werfen, die an der Landstraße stehen. Sie sind die letzten Zeugen alter Bockwindmühlen, die einst in der Nähe des Friedhofes von Radensdorf ihren Standort hatten. Eine der beiden Mühlen ging 1844 in Betrieb und wurde wegen starker Schäden 1968 niedergerissen. Von der anderen existieren keine genauen Angaben mehr.