STOLPERSTEINE & Jüdisches LEben
Die Stolpersteine sind ein europaweites Projekt des Künstlers Gunter Demnig, welches im Jahr 1992 begann. Kleine Gedenktafeln erinnern vor den letzten selbstgewählten Wohnorten an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Inzwischen liegen Stolpersteine in über 1.265 Kommunen Deutschlands und in einundzwanzig Ländern Europas.
Im Rahmen des Projektes "jüdisches Leben gestern und heute" wurden am 10. November 2009 die ersten Stolpersteine verlegt. Auch Helga Mahlo (Enkeltochter des Ehepaares Burchardi) und ihre Familie waren anwesend. Die Verlegung der Steine erfolgte vor den letzten Wohnsitzen.
Heute erinnern zehn Stolpersteine in Lübben an die von den Nazis ermordeten Jüdinnen und Juden: Sophie Charlotte Astrich (1893-1941), Albert Bock (1870-1943), Julius Burchadi (1877-1941), Minna Burchadi (1878-1941), Werner Dielmann (1921-1940), Erwin F. (1928-1940), Bruno Klingbeil (1920-1940), Julius Moses (1883-1944), Frieda Moses (1893-1943) und Johanna Wolff (1859-1942).
HINTERGRUND
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fand die Reichskristallnacht – Jahrzehnte später Reichspogromnacht genannt – statt. Sie war der historische Wendepunkt des nationalsozialistischen Regimes, welches organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden in Deutschland zuließ und somit den größten Völkermord in Europa verantwortete.
Am 9. November 1938 verübten SA-Truppen und Angehörige der SS gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung und brannten Synagogen nieder, beispielsweise die Lübbener Synagoge. Die Reichspogromnacht war der Beginn der systematischen Verfolgung und Vernichtung des europäischen Judentums und Anfang des Holocaust. Die Polizei griff nicht ein und nur sehr wenige Menschen trauten sich, zu helfen. In dieser Nacht starben in Deutschland mehr als tausend Juden. 30.000 Menschen wurden verhaftet und verschleppt.
JÄHRLICH | 09.11. | STOLPERSTEINE PUTZEN, ANDACHT & GEDENKEN
Immer am 09. November werden in Lübben die Stolpersteine geputzt. Freiwillige können sich gern an der Aktion beteiligen. Eine Andacht in der Paul-Gerhardt-Kirche und ein Gedenken an der ehem. Synagoge erinnern an das Geschehene.
WIR GEDENKEN U. A.
Sophie-Charlotte Astrich
Die in Berlin geborenen Lehrerin Sophie-Charlotte Astrich erblickte am 30.08.1893 als Tochter von Margarete und Hermann Astrich das Licht der Welt. Nach erfolgreichem Abschluss des akademischen Staatsexamen 1918 in Breslau, bewarb sich Astrich um eine Lehrerinnenstelle an der hiesigen Mädchenmittelschule. Zu Ostern 1926 trat sie ihren Dienst an. Ihr Lehrauftrag umfasste die Fächer Mathematik sowie Naturwissenschaften. Am 31. März 1933 wurde ihr eine vom Bürgermeister Karl Kirsch persönlich unterzeichnete Beurlaubung zugestellt. Dieser war ihr noch wenige Jahre zuvor bei der Frage der Rentenansprüche so wohlwollend begegnet. Dies war jedoch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Im Alter von 40 Jahren wurde die junge Frau endgültig in den Ruhestand versetzt und musste ab sofort von dem Erbe ihrer Eltern leben. In Lübben wurde sie seit dem als „Jüdin Astrich“ bezeichnet. Tatsächlich war Sophie-Charlotte Astrich aber schon einige Jahre zuvor zur evangelischen Kirche konvertiert (vermutlich vor 1926). Seit dem 22. November 1938 und ihrer Rückkehr aus Berlin in die Kleinstadt Lübben, darf sie nach Anordnung des Oberfinanzpräsidenten nur noch mit Genehmigung über ihr Vermögen verfügen. Bei der Deutschen Bank wurde ein Sperrkonto eröffnet, bis Kriegsbeginn konnte sie nun nur noch über monatlich 500RM, später RM 300 verfügen. Diese Maßnahmen wurden unteranderem mit dem „Verdacht der Auswanderung“ versucht zurechtfertigen. Astrich starb am 23. September 1941. Die rassistischen Parolen und die unmenschlichen Einschränkungen mit denen sie seit der Machtübernahme der Nazis zu leben hatte, trieben sie in den Tod.
- geboren am 30.08.1893 in Berlin
- 1925 Mathe- und Naturwissenschaftslehrerin an der Lübbener Mädchenmittelschule
- 1933 ohne Gehalt zwangsbeurlaubt
- 21. Juli 1941 Beschlagnahmung des gesamten Eigentums und Vermögens
- 23. September 1941 Selbstmord
- 2. Oktober 1941 offiziell enteignet
STOLPERSTEIN Brunnenstraße 8
VERLEGT 10. September 2008Albert Bock
Albert erblickte am 13. Oktober 1870 in der Luckauer Hauptstraße 55 als ältester Sohn der Familie Bock das Licht der Welt. 1899 zieht er als junger Kaufmann nach Lübben und eröffnet ein Konfektionshaus in der Hauptstraße 46. In Lübben sesshaft geworden, heiratet er Elise Walter. Das erste Kind Leopold Walter Bock verstirbt jedoch bereits früh. Ihre Tochter Margot wird später die höhere Schule besuchen können und eine Ausbildung zur Buchhalterin abschließen, um im Geschäft der Familie zu arbeiten. 1925 ziehen die Bocks in den Hohen Steinweg 14 um und eröffnen hier auch ihr Geschäft neu. 1933 folgt dann der zweite Umzug in die Logenstraße 12 (ehemals Hindenburgstraße). Ebenfalls 1933 Jahr begann der Boykott gegen jüdische Geschäfte und der Umsatz ging fortwährend zurück. Am 23. Februar 1935 verstirbt seine Frau Elise. Albert war neben seinem Engagement in der Lokalpolitik auch Mitglied der freiwilligen Feuerwehr des DRK und der Synagogengemeinde. Da sich die politische und wirtschaftliche Lage weiter verschärfte, sah sich Herr Bock gezwungen, sein Geschäft aufzugeben. Das Warenlager und die Einrichtungsgegenstände musste er zu Schleuderpreisen veräußern. Albert und Margot Bock siedeln nach Berlin um. Herr Bock zieht in das jüdische Altenheim in der Gormannstraße 3. Wenige Monate vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges, wandert Margot Bock nach England aus, sie bleibt ledig und kinderlos. Nachdem Herrn Bock am 1. Oktober 1942 ein Bescheid über den Einzug seines Vermögens zugestellt wurde, deportierte man ihn am 15. Dezember 1942 gemeinsam mit Insassen des Altersheimes im Transport 1/80 nach Theresienstadt. Die Bewertung seiner Habe am 5. Februar 1943 ergibt, dass es nicht vorhanden ist. Am 28. Februar 1943 verstirbt Albert Bock im Ghetto-Theresienstadt.
- Geboren: 13. Oktober 1870 in Luckau
- Kaufmann in Berlin, Stadtverordneter, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes und der Synagogengemeinde
- Besitzer von Konfektionshäusern in der Logenstraße 13 und in der Hauptstraße 46
- nach dem Judenboykott musste er sein Warenlager und die Einrichtung zu Schleuderpreisen verkaufen
- Oktober 1942 enteignet
- 15. Dezember 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert
- gestorben am 28. Februar 1943 im Ghetto Theresienstadt
STOLPERSTEIN Logenstraße 12 / Ecke Puschkinstraße
VERLEGT 10. September 2008Julius Burchardi & Minna Burchardi
Die Burchardis hielten sich bis zum Jahre 1942 in Lübben auf und waren somit mehr oder weniger die letzten jüdischen Bürger in Lübben. Julius Burchardi wurde am 16. November 1877 in Stolp (Pommern) geboren. Als ehemaliger Frontsoldat war er Träger des Eisernen Kreuzes und ein aktives Mitglied des Kriegsvereins. Bei Schützenfesten und Aufmärschen der Schützengilde war er ein sehr beliebter Moderator für die Lübbener. Auch war Julius ein wahlberechtigtes Mitglied der Lübbener Synagogengemeinde und Repräsentanten-Stellenvertreter. Als Glasermeister führte er zusammen mit seiner Ehefrau Minna, eine gut gehende Glaserei und bildete Lehrlinge und Gesellen aus. Minna wurde am 09. Oktober 1878 im Kreis Lübben gelegenen Kuschkow geboren und ist eine geborene Gersten. Alfred Schilbach ein ehemaliger Lehrling des Glasermeisters heiratete im Jahre 1927 die einzige Tochter Rösi des Ehepaars Burchardis. Aufgrund der Verfolgung der Juden, war es Julius Burchardi nicht mehr möglich sein Geschäft weiterzuführen. Im Jahre 1937 sahen sich die Burchardis dann gezwungen an das Ende der Stadt in den Schützengraben 11 umzuziehen. Ein Jahr später waren sie gezwungen die Zwangsnamen „Sarah“ und „Israel“ zu beantragen. Nach der Geschäftsaufgabe fand Julius bei dem Glasermeister Fiedler in der Judengasse eine Anstellung, welche ihm mit einem Wochenlohn von 22,50 RM vergütet wurde. Auch Minna Burchardi musste arbeiten gehen, damit das Ehepaar seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Sie verdiente 12 RM in der Woche, die Miete für ihre kleine Wohnung betrug 18,40 RM, hinzu kamen noch erhöhte Steuerausgaben und einige Sonderabgaben. Im Jahre 1939 wies man ihnen dann die Judenkennkarten A00059 und AO0060 zu und ab dem 17. September 1941 mussten sie den Judenstern tragen. Vor den Augen Rösis und ihrer Tochter Helga wurde das Ehepaar Burchardi am 30. März 1942 abgeholt und zunächst in das Lübbener Polizeigefängnis verbracht, wo sie ihre Vermögenserklärung ausfüllen mussten. Am 2. April 1942 wurden sie in das Ghetto Warschau deportiert. Auf den 21. Juli 1942 ist die letzte Nachricht, die Rösi Schilbach von ihren Eltern erhielt, datiert. Dies war das letzte Lebenszeichen Minna und Julius Burchardis. Am 22. Juli 1942 begannen die Transporte in das Vernichtungslager Treblinka.
Julius Burchardi
- geboren am 16. November in Stolp (Pommern)
- Glasermeister mit eigener Glaserei und Lehrlingsausbildung
- Moderator bei Aufmärschen der Schützengilde und wahlberechtigtes Mitglied der Synagogengemeinde
- 1942 deportiert ins Warschauer Ghetto
- letzter Brief vom 21. Juli 1942 aus Warschau
Minna Burchardi
- geboren am 09. Oktober 1878 in Kuschkow
- geborene Gersten
- Jg. 1878
- 1942 deportiert ins Warschauer Ghetto
- letzter Brief vom 21. Juli 1942 aus Warschau
STOLPERSTEIN Am Schutzgraben 11
VERLEGT 10. September 2008Werner Dielmann
- geboren 1921
- 1937 kam er in die Korrigendenanstalt nach Lübben – wurde als erbkrank und schwachsinnig eingestuft
- 1940 „In eine andere Anstalt verlegt“ (wegen seiner geistigen Behinderung getötet)
STOLPERSTEIN Bahnhofstraße Institutsambulanz der Landesklinik (Luckauer Straße 17)
VERLEGT 11. März 2004Erwin F.
- geboren 1928 in Berlin als uneheliches Kind
- litt an einer Lähmung seiner Beine, sprach nicht
- 1931–1936 in Lübben, dann nach Potsdam und schließlich nach Brandenburg-Görden verlegt
- 1940 „In eine andere Anstalt verlegt“ (wegen seiner geistigen Behinderung getötet)
STOLPERSTEIN Bahnhofstraße Institutsambulanz der Landesklinik (Luckauer Straße 17)
VERLEGT 11. März 2004Bruno Klingbein
- geboren 1920
- rechtsseitig gelähmt
- kam 1934 nach Lübben
- 1940 erkrankte er schwer an einem „fieberhaften Lungenleiden“
- 1940 „In eine andere Anstalt verlegt“ (wegen seiner geistigen Behinderung getötet)
STOLPERSTEIN Bahnhofsstraße 31–32
VERLEGT 11. März 2004Julius & Frieda Moses
Julius Moses wurde am 21. Januar 1883 in Lübben geboren und zählte zu einem der wichtigsten Personen des jüdischen Lebens in Lübben. Er war Kaufmann, kämpfte im Ersten Weltkrieg und erhielt das Eiserne Kreuz. 1925 ging er in den Vorstand der Synagogengemeinde und übernahm 1937 dessen Leitung. Er wohnte mit seiner Frau Frieda Moses, geboren 1893 in Groß Leine als Frieda Hirsch, in der Kirschstraße 28. Beide hatten einen Sohn namens Heinz und eine Tochter namens Hildegard. Die Tochter verstarb schon im Kindesalter. Das Ehepaar entschloss sich Anfang der 1940er in Berlin unterzutauchen. 1943 wurden Sie deportiert. Frieda wurde nach Auschwitz gebracht. Julius zunächst nach Theresienstadt. Mit dem viertgrößten Alterstransport kam auch er schließlich in das Vernichtungslager Auschwitz. Beide wurden hier ermordet. Heinz Moses gelang 1939 die Ausreise aus Deutschland nach Israel, wo er eine eigene Familie gründete.
PATEN
Die Patenschaft für die Stolpersteine der Eheleute Moses übernahm Familie Jahn.Julius Moses
- geboren am 21. Januar 1883 in Lübben
- Kaufmann und Träger des Eisernen Kreuzes
- 1937 übernahm er die Leitung der Synagogengemeinde
- 1943 deportiert nach Theresienstadt, schließlich auch Auschwitz
- 1943 Ermordung in Auschwitz
Frieda Moses
- geboren 1893 in Lübben
- geborene Gersten
- Jg. 1878
- 1943 deportiert nach Auschwitz
- 1943 Ermordung in Auschwitz
STOLPERSTEIN Am Schutzgraben 11
VERLEGT 10. September 2008STOLPERSTEIN Kirchstraße 28
VERLEGT 09. November 2021Johanna Wolff
Johanna Wolff, geborene Pinner, wurde am 22. Januar 1859 in Birnbaum geboren. Sie war die Ehefrau des Kaufmann Wilhelm Wolff in Lübben. Ihr Wohn- und Geschäftshaus befand sich in der Hauptstr. 16. Das Haus bewohnten sie gemeinsam mit ihrer Tochter Käthe, ihrem Schwiegersohn Erich Joseph und den beiden Enkelkindern Eva und Inge. Wilhelm Wolff war der Synagogenvorsteher in Lübben. Johanna Wolff arbeitete mit im Geschäft. Sie waren angesehene Kaufleute, zum 50-jährigen Bestehen des Geschäfts 1925 gab es viele Gratulanten. Im Hause Wolff bekamen die Enkelkinder und andere jüdische Kinder aus Lübben Unterricht über das Judentum. Aber auch Familie Wolff wurde nicht verschont und ihr Geschäft wurde boykottiert. Ende 1936 / Anfang 1937 entschlossen sie sich aus Lübben wegzugehen. Johanna und Wilhelm gingen ins Logenheim nach Berlin. Die gemeinsame Tochter Käthe wanderte mit ihrem Ehemann und den beiden Töchtern nach Israel aus. Im Mai 1937 verstarb Wilhelm Wolff und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee beigesetzt. Johanna Wolff ließ sich nicht überreden nach Israel zu gehen, wie die Familie es vorbereitet hatte sondern blieb in Berlin gemeinsam mit der Schwester ihres Schwiegersohns. Am 17. August 1942 wurde sie deportiert und verstarb am 31. August 1942 in Theresienstadt.
- geboren am 22.Januar 1859
- geborene Pinner
- Nach dem Tod ihres Mannes, des Synagogenvorstehers Wilhelm Wolff, nach Berlin gezogen
- im August 1942 von Berlin nach Theresienstadt deportiert
- gestorben am 31. August 1942 in Theresienstadt
STOLPERSTEIN Hauptstraße 16
VERLEGT 10. September 2008
WIR ERINNERN
An die Lübbener Synagoge
Auf Antrag der jüdischen Bürger Lübbens, bildete sich im Jahre 1853 eine Synagogengemeinde, welche im Jahre 1857 amtlich anerkannt wurde. Recht versteckt richtete man, zum 18.09.1857 ein kleines einstöckiges Haus in der Schulgasse Nummer 2, zwischen der Hauptstraße und der Kirchstraße ein. Einen eigenen Rabbiner gab es in Lübben nicht, die Gemeinde musste einen Rabbiner aus Berlin oder umliegenden Synagogengemeinschaften bestellen. Für die jüdischen Kinder Lübbens, fand im Hause der Familie Wolff Unterricht in Fragen des Judentums statt. Nach dem Weggang von Wilhelm Wolff als Vorsitzender der Synagogengemeinde, übernahm Julius Moses das Amt, bis die Ereignisse der Pogromnacht sein Amt überflüssig machten.
In der Nacht auf den 10. November 1938, wurde die Synagoge von Nationalsozialisten in Band gesteckt. In den frühen Morgenstunden wurde die örtliche Feuerwehr alarmiert. Die Löscharbeiten beschränkten sich jedoch auf die umliegenden Gebäude, die vor den Flammen gerettet werden sollten, welche die Lübbener Faschisten gezielt entfacht hatten. Zum Zeitpunkt der Pogromnacht fanden in der kleinen Synagoge bereits keine Gottesdienste mehr statt. Dies war durch die Politik der Nationalsozialisten und der Lübbener Mitbürger nicht mehr möglich.
Der einst wichtigste Ort des jüdischen Lübbens, die kleine Synagoge, blieb bis in das Jahr 1945 dem Lübbener Stadtbild mit vernagelten Türen und Fenstern erhalten. Heute befindet sich ein Gedenkstein in einem Innenhof zwischen Haupt- und Kirchstraße, der an die Lübbener Synagoge erinnern soll.
- Errichtet am 18.09.1857 in der heutigen Kirchstraße
- Zerstört in der Nacht auf den 10. November 1938
An den jüdischen Friedhof in Lübben
Die örtliche Bürokratie kam der Forderung nach einem jüdischen Friedhof, nur mit Auflage nach, diesen außerhalb der Kleinstadt Lübben zu errichten. Man bestimmte für diesen Zweck, im Jahre 1838 ein kleines Grundstück in der Majoransheide.
Schon im Jahre 1942 wurde er von den Lübbener Nationalsozialisten zerstört, indem die jüdische Grabstätte komplett eingeebnet und eine Straße über ihr errichtet wurde. Noch im gleichen Jahr wurde sie in großen Teilen als Werksgelände einer Konservenfabrik genutzt. Das Gerücht der Friedhof sei ungenutzt gewesen, als er zerstört wurde, konnte bereits widerlegt werden.
Im Jahre 1952 sollte ein Gedenkstein auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof errichtet werden, um an das Geschehen der Pogromnacht zu erinnern. Mit dieser Errichtung wurden die Särge, welche sich noch immer unter der errichteten Straße befanden, dem Erdboden entnommen und unter den Gedenkstein verbracht. Ein Berliner Rabbiner wurde bestellt und wohnte diesem Vorgang bei. In den Jahren nach der friedlichen Revolution von 1989, wurde der ehemalige jüdische Friedhof jedoch immer wieder durch Neonazis geschändet.
- Der Synagogengemeinde Lübben 1838/1840 durch die Stadt in der Majoransheide zugewiesen
- 1941/1942 zerstört
- Die Grabsteine zum Wegebau zweckentfremdet und auf dem eingeebneten Gelände eine Konservenfabrik gebaut
PUBLIKATION "DAS JÜDISCHE LEBEN"
Am 09. November 2024 stellt der Förderverein des Stadt- und Regionalmuseums Lübben e. V. die aktualisierte und erweiterte Neuauflage der Publikation „Das jüdische Lübben“ vor. Die Auflage von 2009 – herausgegeben vom Lübbener Forum gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit – wird ergänzt durch neue Beiträge.
Die Veröffentlichung folgt nach dem 09.11.2024.
Das jüdische Lübben